Starten wir mit etwas Theorie:
“ … Der Kodachrome ist eigentlich ein dreischichtiger Schwarz-Weiß-Film. Die Schichten sind durch Farbfilter voneinander getrennt und zeichnen so die Intensität der drei additiven Grundfarben auf. … Es soll schon originalverpackte Kodachrome-Filme gegeben haben, die (ohne tiefgekühlte Lagerung) mehr als 15 Jahre über das angegebene Haltbarkeitsdatum hinaus aufbewahrt wurden und dann nach Belichtung und Entwicklung trotzdem noch mittelmäßige Ergebnisse zeigten. In einem anderen Fall lagen zwischen Belichtung und Entwicklung mehr als 19 Jahre und die Dias waren noch brauchbar. Weil die Farbe erst während der Entwicklung entsteht, zählt der Kodachrome zu den chromogenen Filmen. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Kodak_Kodachrome (3. April 2013)
Der K40 Super8 Film wird nicht mehr in kommerziellen Laboren entwickelt [ -> K-14 ist die Bezeichnung für den Entwicklungsprozess von Kodak zur Entwicklung der Kodachrome-Umkehrfilme >> https://de.wikipedia.org/wiki/K-14]. Der K40 war weit verbreitet und fliegt daher noch hier und da in der Gegend herum. Man sollte gefundenen Super8 K40 Film auf keinen Fall wegschmeißen! – Es ist möglich den K40 beispielsweise als Schwarz-Weiß-Negativ-Film zu entwickeln („Der Kodachrome ist eigentlich ein dreischichtiger Schwarz-Weiß-Film„).
Das filmisch-farbliche Ergebnis ist dann meist (wenn man den entwickelten K40 direkt mit einem Super8 Projektor ansieht): orange-(gelblich-bräunlichen)-schwarz (Negativ Film) – oder blau-weiß (invertierte als Positiv-Kopie).
[Ein Super8 K40 negativ Filmbild (aus der Zeitreise Kiel Gaarden)]
“ … Kodachrome cross-processed in B&W turns out sorta sepia … “
From: „Antidote for a Virtual World: Hand Processing Reversal Motion Picture Film“ by Ken Paul Rosenthal (2013) http://www.kenpaulrosenthal.com/antidote.htm
[Ein Super8 K40 positiv (ein im Rechner invertiertes Filmbild aus dem Medusa Cafe Kiel Gaarden)]
-.-
Versuchen wir’s – Super8 K40 Selbstentwicklung (Do It Yourself Processing):
Ein K40 steckt in der Kamera und vor mir liegt die Eckernförder Bucht (wie ich dort hin gekommen bin – ist mir nach einer Nacht ohne Schlaf – nicht mehr ganz klar). Der Himmel ist blau, die Sonne über mir hat Kraft, das Wasser läuft die Stirn hinab.
[Ein Nizo frei schwebend zersprengt und schematisch]
Bei einem solchen Licht mit einer alten Nizo S800 Super8 Film zu belichten ist für sich genommen bereits ein schmerzlich-schöner melancholischer Rausch – der Kameragriff zitterst zart in der Hand. Die alte Super8 15-Meter K40 Kassette rattert, poltert und zirpt sanft durch die Kameramechanik.
Der K40 Film ist nun belichtet. Karsten (Filmgruppe Chaos, Kiel) schubst mich zum Dunkelsack [ -> https://en.wikipedia.org/wiki/Changing_bag] – nun muss der belichtete Film blindlinks (ohne Licht) auf die Entwicklungstank-Spindel gefädelt werden (auf die Spindel vom Lomo-Entwicklungstank).
DAS AUFSPULEN VON 15 METER SUPER8 FILM:
Bevor man mit dem „echten Film“ loslegt sollte man…
DAS EINFÄDELN UND AUFSPULEN MIT TESTFILM ÜBEN!
Das Aufspulen ist im Grunde der sensibelste Teil der Prozedur. Das Aufspulen im Dunkelsack ist so etwas wie ein Blindflug, den man vorher unbedingt ein paar mal bei Licht (ohne Dunkelsack) und mit einem bereits entwickelten Testfilm ausprobieren sollte. Besonders das Einfädeln und das Aufspulen sollte mehrere mahle bei Licht und dann mit Augen zu geübt werden. Erst wenn das ohne Probleme klappt sollte man mit „echtem unentwickelten Film“ zur Tat schreiten.
WICHTIGE PUNKTE ZUM AUFSPULEN:
Der Super8 K40 Film kann von der geschlossenen Kassette im Dunkelsack abgerollt werden. Der Entwicklungstank und die Spindelteile (Ober – und Unterseite auseinander geschraubt) liegen getrennt von einander im Dunkelsack. Der Film wird nun einfach aus der Kassette gezogen. Als erstes muss das Filmende in der Mitte der Spindel eingefädelt werden. Wenn das geschehen ist, kann die obere Hälfte der Spindel auf die untere Hälfte geschraubt werden. Nun kann die Spindel gedreht werden, so das sich der Film dabei aufspulen kann. Achtung – Die PERFORATIONSLÖCHER des Super8 Filmes sollten beim EINFÄDELN auf die Spule des Lomo-Tanks UNTEN liegen. Sonst kann es dazu kommen, das man später bei der Entwicklung ein Stück des Super8-Bildes verliert.
Es macht Sinn beim manuellen Aufspulen des belichteten Filmmaterials, immer mal wieder mit dem Fingern vorsichtig nach zu tasten bzw. zu prüfen, ob der Super8-Film beim Aufspulen auch gleichmäßig auf die Spindel kommt. Führt man den Film (im Dunkelsack) zu stramm auf die Spindel, so kann es dazu führen, das der Film bei mehreren Umdrehungen zusammenklebt. Führt man den Film zu Locker auf die Spindel, so kann es passieren, dass Spindelwindungen „überflogen“ werden und die 15m Super8 Film am Ende gar nicht ganz auf die Spindel passen, da Windungen überflogen bzw ausgelassen worden sind.
Okay, es ist alles so weit gut gegangen und die 15m Film sind nun auf der Spindel. Der Entwicklungstank kann nun im Dunkelsack geschlossen werden.
Erst jetzt darf der Entwicklungstank aus dem Dunkelsack (der Film ist ja nun im geschlossenen Lomo-Tank vor Licht geschützt). Es geht als nächstes mit dem Lomo-Entwicklungstank zum Waschbecken, um die chemische Filmentwicklung durchzuführen:
S/W-Negativ K40 Entwicklung:
Anmerkung: Nochmal – der K40 ist eigentlich ein Reversal Farb-Film. Die hier beschriebe Entwicklung ist zwar eine S/W-Entwicklung, aber der K40 hat nach der hier dargestellten Prozedur eine Variation von einer orange/schwarzen Farbgebung ( = blau/weiß in der positiv Umkehrung)!
BEGINNEN WIR MIT DER ENTWICKLUNG DES K40 IM LOMO-TANK – WIR BRAUCHEN 3 CHEMIKALIEN – ENTWICKLER, UNTERBRECHER UND FIXIERER – die Chemikalien haben wir in 1.5 Liter Plastikflaschen bei ca. 20 Grad Celsius vorgehalten.
* Als erstes gießen wir den Entwickler in den Lomo-Tank und warten 4 Min. [wir haben 5 Min. gewartet, weil die Chemie schon mehrmals geraucht wurde und einen Monat hier rumstand]). Dann wird der Entwickler über den Schlauch vom LOMO TANK ZURÜCK in seinen Behälter gegossen (Achtung – man braucht dafür einen passenden Trichter!).
* Dann wässern (Film mit Wasser abspülen im geschlossenem Entwicklungstank).
* Nun kommt der Unterbrecher/Stopbad (3Min. [Der Unterbrecher kommt auch mit 1er Min. gut klar.])
[Der geschlossene russische Lomo Entwicklungstank (für 15m Super8 oder 16mm Film) im Waschbecken]
* Dann der Fixierer (diesen nach 5 Min. wieder abgießen).
* Nun ein letztes mal wässern. Nun kann der Lomo-Filmtank geöffnet werden.
Jetzt sollte der Film mit Spülmittel und einem Schwamm (wo es nötig ist [gibt es schwarze Überreste auf dem Film?]) gesäubert werden [Nachtrag – siehe auch: http://www.filmkorn.org/tutorial-entfernung-von-remjet-bei-super-8-filmen/]
Jetzt muss der Film zum trocknen aufgehängt oder ausgelegt werden. Ist der Film trocken, kann er in den Super8 Projektor.
Und nicht zu vergessen:
Entwicklungsfehler (zum Beispiel hier und da zusammengelebte Filmstellen im Entwicklungstank) schenken den Film einen faszinierenden Hauch von Unberechenbarkeit. Ein Spiel von Lichtflecken und einer alles verschluckenden Dunkelheit. Nicht jeder Feher beim Entwickeln ist ein Fehler des Films.
Durch den Dunkelsack braucht man keine Dunkelkammer mehr (sehr praktisch!) – dadurch kann man alles selber machen: filmen, entwickeln und projizieren (Morgens Drehen, Mittags Entwickeln und Filmvorführen in der Nacht – irgendwo – wo es einem gerade einfällt. Nur ein Wasserharn mit Waschbecken ist unumgänglich und eine funktionierende Steckdose für den Projektor. Zur Not muss man in einem öffentlichen WC Einkehr halten). Vorteilhaft ist dabei, wenn man noch ein Thermometer und einen Warmwasseranschluss vor Ort hat, um die Temperatur der Chemikalien in einem Wasserbad regulieren zu können (in unserem Fall auf 20 Grad Celsius).
Letzte Aktualisierung @ 07.09.2015
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