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[Kiel (Notizen)... ]

Started by lemonhorse, September 28, 2011, 04:17:14 PM

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Regina Blues
Germany | 1994
Der 60-minütige Film "REGINA BLUES. Der Kampf um ein Kino" erzählt engagiert und humorvoll die wichtigsten Stationen aus 34 Jahren eines Kinolebens nach. Die Biographie eines Kieler Lichtspielhauses (1956-1990) vom ersten Filmkunsttheater bis zum ersten Programmkino Kiels wird durch Typisches erhellt. Dabei steht dieses Kino stellvertretend für viele andere, die in der BRD in den 50er Jahren entstanden und in den 80ern starben.
Der Besonderheit dieses Kinolebens wird nachgespürt, indem die Menschen, die in diesem speziellen Arbeitsraum ihren Lebensunterhalt verdienten, als Zeitzeugen zu Wort kommen. Darüber hinaus erzählen Menschen aus der Kieler Kinoszene, vom Kinobesitzer bis zum Filmkritiker der lokalen Tageszeitung, aus ihren Erinnerungen und kommentieren das Vergangene. Auch ehemalige REGINA-Kinogänger vermitteln rückschauend, was sie besonderes mit diesem Kino und seinen Filmen verband. ...
https://german-documentaries.de/en_EN/films/regina-blues.8732


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Quote[...] Ein Quartiersparkhaus soll das Parkhaus am Holstein-Stadion werden. Zudem Park&Ride -Ausgangspunkt für Stadterkundungen.

Mit den Stimmen Alt gegen Jung haben sich die Grünen am Wochenende bei der Mitgliederversammlung ein Eigentor geschossen. Kieler Beschlüsse zur Verkehrswende, die eine Verminderung des motorisierten Individualverkehrs notwendig machen – sind offensichtlich unbekannt bei den Grünen. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Klimagerechtigkeit*, das verbietet, Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes in die weite Zukunft zu verschieben – soll wohl nicht für Holstein gelten.

Stattdessen wird mit dem Ja zum überdimensionierten Parkhaus mit 1200 Parkplätzen ein weiterer Einschnitt in die noch vorhandenen Reste des Grüngürtels akzeptiert. Fast 500 m mehrspurige Straße soll durch Kleingärten und Wald geführt werden. Aufgrund der Hanglage zur B76 und des Höhenunterschiedes zur Projensdorfer Straße ist das mit erheblichen Bodenbewegungen verbunden.

Die Begründung der Grünen für diesen Irrsinn ist höchst zweifelhaft: Werden in gleicher Anzahl 1200 Parkplätze der Anwohner*innen zurückgebaut und Grünflächen geschaffen? Auch werden Anwohner*innen ungern in der Dunkelheit 500 m durch das Hinterland zum kostenpflichtigen Parkplatz laufen wollen!

Die Klimaschutzstadt Kiel, Gewinnerin des Nachhaltigkeitspreises 2020, soll sich ausschließlich für die nachhaltige Modernisierung des Holstein-Stadions für ihre Fans und Spieler*innen einsetzen. Die Forderungen der Investor*innen nach einem Kongress- und Event-Zentrum mit Parkhaus müssen auch im Sinne der Anwohner aus Lärmschutzgründen ablehnt werden. Mit Nutzung bestehender Parkhäuser in der Umgebung (Tesla-Parkhaus, Holtenauer Straße), Park & Ride von bestehenden Parkplätzen, mit Modernisierung/Ausbau/bessere Taktung des ÖPNV werden die Fans das Holstein-Stadion weiterhin gut erreichen können. Das Bündnis für den Klimagürtel hofft, dass die anderen Parteien im Rat den Karlsruher Beschluss* ernst nehmen und zügig den Aufstieg zur klimaneutralen Stadt bis 2035 beschreiten!


Aus: "Kritik am Beschluss der Grünen zum Parkhaus am Stadion" (12. Mai 2021)
Quelle: https://kielaktuell.com/2021/05/12/kritik-am-beschluss-der-gruenen-zum-parkhaus-am-stadion/

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"Film über Bausünden in Kiel: ,,Ironie ist die beste Waffe"" Das Interview führte Wilfried Hippen (28. 5. 2022)
Der Regisseur Helmut Schulzeck hat einen Film über seine Heimatstadt gedreht. Im Interview sagt er, warum ihn Kiels Baupolitik schon lange nervt. ...
https://taz.de/Film-ueber-Bausuenden-in-Kiel/!5853538/

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"Photo taken by rabbi's wife in 1931 symbolising Jewish defiance of the Nazis comes home" Kate Connolly in Berlin (Sun 18 Dec 2022)
Rosi Posner's photograph of the candlestick marking the festival of Hanukah was taken in their Kiel home. It features in an exhibition opening in the city in December. ... Rosi never spoke much about the photograph or how it came about, Gilo says. "It was just one of many in the family photo album where it still is today." ...
https://www.theguardian.com/world/2022/dec/18/photo-taken-by-rabbis-wife-in-1931-symbolising-jewish-defiance-of-the-nazis-comes-home

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Werftarbeiter Skulptur
Im Prinzengarten Kiel mit Blickrichtung zu den Kieler Werften auf der anderen Seite der Förde: Werftarbeiter Skulptur aus Bronze von dem Kieler Bildhauer Walter Rössler.
Die Skulptur eines Werftarbeiters wurde im Jahr 1959 errichtet. Der Bildhauer Walter Rössler hatte den Auftrag erhalten ein Denkmal für die Kieler Werftarbeiter zu erstellen, die auf dem Ostufer der Kieler Förde im Schiffsbau gearbeitet haben. Die Kieler Werften waren seinerzeit maßgeblich mitverantwortlich für den rasanten Aufstieg Kiels zu einer deutschen Großstadt. ...
https://welovekiel.com/de/lexikon/werftarbeiter-skulptur-kiel-prinzengarten/

Walter Eduard Ferdinand Rössler (* 9. Juli 1904 in Kiel; † 1. Januar 1996 in Preetz)
https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Eduard_Ferdinand_R%C3%B6ssler

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Das Wind-Licht-Objekt am Lorentzendamm vor dem Hauptgebäude der Förde Sparkasse ist eine rund 8 Meter hohe Skulptur aus Edelstahl.
Das Kunstwerk befindet sich auf der kleinen Grünfläche zwischen Förde Sparkasse, Lorentzendamm, Bergstraße und dem Kleinen Kiel und wurde anlässlich der Olympischen Sommerspiele im Jahr 1972 von der Förde Sparkasse in Auftrag gegeben. Beauftragt mit der Erstellung einer Skulptur wurden die beiden Künstler Herrmann Göpfert und Johannes Peter Hölzinger. Das Objekt wurde 1971 fertiggestellt und besteht aus zahlreichen unterschiedlich großen Elementen aus Edelstahl. Einfallendes Licht auf das Wind-Licht-Objekt werden in alle Richtungen reflektiert.
https://welovekiel.com/de/lexikon/wind-licht-objekt/

Hermann Goepfert (* 5. November 1926 in Bad Nauheim; † 4. Februar 1982 in Antwerpen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Goepfert

Johannes Peter Hölzinger (* 1936 in Bad Nauheim) ist ein deutscher Architekt, Bildhauer und Künstler.
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Peter_H%C3%B6lzinger


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"Kiel: Mehr Jugendkriminalität, aber robuster Arbeitsmarkt" UrsulaS (30. November 2023)
https://kielaktuell.com/2023/11/30/kiel-mehr-jugendkriminalitaet-aber-robuster-arbeitsmarkt/

"Infosystem Kommunalpolitik"
Betreff:
Bericht zur Jugendkriminalität 2022
Status:
Öffentlich (Drucksache freigegeben)
https://www.kiel.de/de/politik_verwaltung/ratsversammlung/infosystem/vo020?5--attachments-expandedPanel-content-body-rows-1-cells-2-cell-link&VOLFDNR=1000687&refresh=false&TOLFDNR=1005893


"Daten für Taten - Kieler Sozialbericht"
Die Landeshauptstadt Kiel legt zum 14. Mal einen Sozialbericht vor. Der Bericht orientiert sich an den Standards der Sozialberichterstattung und fasst jährlich die wichtigsten kommunalen Sozialdaten zusammen.
https://www.kiel.de/de/gesundheit_soziales/sozialplanung_berichte_konferenzen/sozialbericht_kiel.php


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Quote[...] Wenn man es auf eine einfache Formel bringen will, lautet sie so: Wer arm ist, lebt am Stadtrand. Das zeigt eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Sozialforscher nennen eine solche soziale Spaltung auch Segregation. Mit Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und der Bevölkerungsstatistik haben die WZB-Wissenschaftler jeweils einen Wert für jede Stadt berechnet. Für 24 Städte im Norden liegen die Daten vor. Sie zeigen: Wie stark Arm und Reich getrennt voneinander leben, unterscheidet sich - je nach Stadt - deutlich. Das messen die Forschenden durch den sogenannten Segregationsindex: Je höher er ist, desto stärker die räumliche Trennung von Arm und Reich.

So ungleich ist der Norden: Ihre Stadt im Vergleich:
Anteil der Menschen, die ein monatliches Bruttoeinkommen von 4800 Euro oder mehr beziehen.

        Wolfsburg   28 %
   Braunschweig   23 %
   Hamburg           20 %
   Norderstedt   20 %
   Hannover   18 %
   Göttingen   17 %
   Garbsen           16 %
   Salzgitter   15 %
   Lüneburg   15 %
   Oldenburg   13 %
   Osnabrück   13 %
   Kiel           13 %
   Celle           13 %
   Hildesheim   13 %
   Lübeck           12 %
   Greifswald   11 %
   Schwerin   11 %
   Rostock           10 %
   Delmenhorst   9 %
   Neumünster   9 %
   Wilhelmshaven   8 %
   Flensburg   8 %
   Stralsund   7 %
   Neubrandenburg   7 %

Anteil der Menschen, die Grundsicherung (Bürgergeld) beziehen:

        Wilhelmshaven   19 %
   Neubrandenburg   17 %
   Salzgitter   17 %
   Delmenhorst   17 %
   Hildesheim   16 %
   Hannover   15 %
   Schwerin   15 %
   Kiel           15 %
   Flensburg   15 %
   Stralsund   15 %
   Celle           14 %
   Neumünster   14 %
   Lübeck           14 %
   Garbsen           13 %
   Hamburg           13 %
   Lüneburg   12 %
   Oldenburg   12 %
   Osnabrück   11 %
   Göttingen   11 %
   Wolfsburg   11 %
   Rostock           10 %
   Greifswald   10 %
   Braunschweig   10 %
   Norderstedt   8 %

So ungleich ist der Norden: Ihre Stadt im Vergleich - Segregationsindex: Je höher, desto stärker getrennt sind Arm und Reich:

        Schwerin   54
   Salzgitter   48
   Neubrandenburg   44
   Wolfsburg   42
   Rostock           42
   Kiel           41
   Neumünster   41
   Hildesheim   40
   Lüneburg   39
   Wilhelmshaven   39
   Stralsund   38
   Greifswald   37
   Celle           37
   Göttingen   32
   Braunschweig   32
   Hamburg           31
   Lübeck           30
   Garbsen           29
   Delmenhorst   28
   Hannover   27
   Osnabrück   27
   Oldenburg   24
   Flensburg   21
   Norderstedt   21

Anteil Akademiker an allen Erwerbspersonen:

        Göttingen   35 %
   Braunschweig   31 %
   Hamburg           29 %
   Hannover   28 %
   Greifswald   26 %
   Lüneburg   26 %
   Oldenburg   25 %
   Kiel           24 %
   Osnabrück   24 %
   Rostock           22 %
   Wolfsburg   20 %
   Hildesheim   20 %
   Norderstedt   18 %
   Lübeck           17 %
   Schwerin   17 %
   Flensburg   17 %
   Stralsund   14 %
   Neubrandenburg   13 %
   Celle           13 %
   Garbsen           11 %
   Wilhelmshaven   10 %
   Salzgitter   8 %
   Neumünster   8 %
   Delmenhorst   8 %

NDR Data Quelle: Marcel Helbig / WZB

Schwerin: Nirgendwo leben Arm und Reich stärker getrennt

An der Spitze steht eine vergleichsweise kleine Stadt: Nirgendwo - weder im Norden noch sonst irgendwo in Deutschland - leben die Menschen so stark voneinander getrennt wie in Schwerin. [...] Wer wohlhabend ist, wohnt meist in der Innenstadt oder in der Altstadt rund um das Schloss. Ärmere Menschen wohnen hingegen eher in bestimmten Vierteln am südlichen Stadtrand - zum Beispiel in Großer Dreesch, Neu Zippendorf, Mueßer Holz oder Lankow. "Gerade das südliche Schwerin sticht wirklich extrem ins Auge", sagt Wissenschaftler Marcel Helbig, der die Daten ausgewertet hat.

Helbig erklärt sich die hohen Segegrationswerte in Schwerin mit einer besonderen Entwicklung des Wohnungsmarkts: "Während sich in anderen Plattenbaugebieten im Osten die Zahl der Bewohner stabilisierte, nahm sie in den entsprechenden Stadtteilen Schwerins weiter ab. Das heißt also: Die Leerstände wurden enorm groß", sagt der Forscher. Den vielen Platz habe man genutzt, um vor allem Neuzugewanderte unterzubringen.

"Da haben sehr viele private Investoren investiert. Die haben dann so eine Art Geschäftsmodell daraus gemacht", sagt Helbig. Die Investoren hätten oft nur wenig Geld in die Plattenbauten investiert, um sie dann für Asylbewerber oder Grundsicherungsempfänger zur Verfügung zu stellen und sichere Mieten von staatlichen Stellen zu bekommen. Dies habe die Segregation vorangetrieben.

Auch in anderen ostdeutschen Städten wie Leipzig zeigt sich dieses Muster auffällig häufig - reiches Zentrum, arme Peripherie. Ein wesentlicher Grund für diese scharfe Trennung sind architektonische Strukturen. So sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der ehemaligen DDR die typischen Plattenbausiedlungen entstanden. Bezahlbarer Wohnraum für eine große Menge an Menschen - dieses Versprechen sorgt bis heute dafür, dass Menschen mit weniger Geld am Stadtrand leben.

Doch auch in westdeutschen Städten markieren große Hochhaussiedlungen am Stadtrand nach wie vor eine starke Segregation. Hannover ist im Norden ein gutes Beispiel dafür: Auch dort zeigt sich eine klare räumliche Trennung von Gutverdienern und finanziell schlechter gestellten Bewohnern. Im Stadtteil Hannover-Mühlenberg leben beispielsweise ärmere Menschen konzentrierter auf einem Fleck. Die Bewohner im Stadtzentrum sind dagegen im Schnitt finanziell bessergestellt.

Stadtplanung und architektonische Muster sind jedoch nur ein Grund für die geografische Trennung von Armen und Reichen. "Um heutige Segregationsprozesse erklären zu können, muss man teilweise relativ weit zurückblicken", sagt der Forscher. Aus der wissenschaftlichen Forschung ist bekannt, so Helbig: "Jede Stadt ist auf eine bestimmte Art aufgebaut und hat ihre ganz eigene geschichtliche Entwicklung."

Für einige Städte in Norddeutschland sieht Forscher Helbig ein bestimmtes Muster: "Insgesamt gibt es eine Reihe von norddeutschen Städten, wo insbesondere alte Industrien gestorben sind", sagt er.

Als Beispiel nennt er Kiel, Bremerhaven und Wilhelmshaven - alles Städte, in denen die einst starke Werftindustrie mit der Zeit verschwand.

"Da verloren viele ihre Arbeit. Und die, die ihre Arbeit verloren, hatten zwei Möglichkeiten: gehen oder bleiben", sagt Helbig. Diejenigen, die blieben, und keine Arbeit mehr fanden, rutschten in die Armut - ein urbanes Muster, das sich bis heute in den Städten spiegelt.

So zeigt die Karte von Wilhelmshaven deutlich, wo in der Stadt sich die Armut am stärksten konzentriert: Es sind vor allem die alten Arbeiterviertel nahe des Hafens Bant, Siebethsburg und Heppens, in denen heute vergleichsweise viele Empfänger von Grundsicherung leben.

Dieses Muster wiederum deckt sich mit anderen norddeutschen Städten, die ihre Werftindustrie verloren haben. "Wenn man sich heute die soziale Ungleichheit in Städten wie Kiel, Wilhelmshaven und Bremerhaven anschaut, dann sind das immer die alten Arbeiterquartiere", erklärt Forscher Helbig. [...]

Auch Hamburg ist eine Stadt mit ausgeprägter Einkommenssegregation. Bei den Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern belegt die Elbmetropole bundesweit Platz drei. Menschen mit hohem Einkommen - und oft auch hohem Bildungsstand - ballen sich im Zentrum und nördlich davon - vor allem in begehrter Lage rund um die Außenalster. [...]

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Aus: "So stark sind Arm und Reich in norddeutschen Städten getrennt" (05.04.2024)
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Arm-und-reich-oft-getrennt-So-leben-Stadtbewohner-im-Norden,urbaneungleichheit100.html

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Quote[...] ,,Rheinmetall entwaffnen" ... Friedenscamp vor der Rüstungswerft - In Kiel veranstaltet die Ini ,,Rheinmetall entwaffnen" ihr Sommercamp. Sie ist gegen die Unterstützung der Ukraine, aber für den Kampf in Kurdistan.

Kiel taz | Im Schatten der Werft von Thyssen-Krupp-Marine-Systems, kurz TKMS, findet das diesjährige Camp der Initiative ,,Rheinmetall entwaffnen" im Kieler Werftpark statt. 800 überwiegend schwarz gekleidete Aktivist*innen versammeln sich in dieser Woche hier, um internationale Solidarität zu zeigen.

Zum fünften Mal veranstaltet das Bündnis ein solches Camp. Sie finden an wechselnden Orten statt, immer dort, wo Waffen produziert, exportiert oder transportiert werden. In Kiel passiert das alles: TKMS produziert U-Boote, die in alle Welt verschifft werden, die Bundeswehr bildet aus und außerdem, erklärt Jona, der Sprecher des Camps, habe Kiel eine Geschichte, an die man anknüpfen wolle.

Durch den Matrosenaufstand von 1918 sei ein Lauffeuer entstanden, das sich in Deutschland ausgebreitet und Mord, Tod und Gewalt verhindert habe, sagt der junge Mann mit Kurzhaarschnitt. Dass von dem Camp in Kiel ein ähnlicher Effekt ausgehen könnte, damit rechnet hier niemand, aber immerhin setzt es ein Zeichen für den Frieden. ,,Die Rüstungsindustrie zu versenken" und dem ,,mittlerweile salonfähig gewordenen Krieg" den Kampf anzusagen, fordern die Aktivisten.

Es regnet. Jona schiebt einen symbolischen Papppanzer in einen Pavillon und erzählt, dass ihn das Bild eines deutschen Panzers vor den Toren Afrins, einer Stadt in der kurdischen Separatistenregion Rojava, politisiert habe. Türkische Angriffe mit deutschen Waffen auf Afrin gaben auch den Anlass zur Gründung des Bündnisses Rheinmetall entwaffnen 2018.

Jona spricht jetzt schneller und lauter und von denen, ,,die den Krieg und den Tod produzieren, anzugreifen". Er kündigt das Sperren von Werkstoren und Zufahrtswegen an. Seine Utopie ist eine Welt ohne Krieg, ohne das Patriarchat, ohne Nationalstaaten und ohne Imperialismus.

Es ist 14 Uhr, die Sonne scheint und die klamme Wiese dampft ein wenig. Wir gehen zum Küchenzelt und holen uns etwas zu essen. Jeder, der Hunger hat, kann kommen und so viel bezahlen, wie man möchte. Es gibt Penne mit rotem und grünem Pesto. Wir nehmen beides und setzen uns auf die Wiese, weil die Bänke voll sind.

Mit vollem Mund spricht Jona von einer Kehrtwende nach der Zeitenwende. Wie diese Kehrtwende aussehen könnte, wird hier diskutiert. Man müsse ,,aktiv auf den herrschenden Kurs einwirken", sei es durch Blockaden oder durch das Stürmen der Hauptversammlung von Rheinmetall, sagt Jona. Sprechen mit der Rüstungsindustrie will er aber auch nicht, dafür sei das Verhältnis der Initiative zu Rheinmetall und Co. einfach zu ,,antagonistisch".

Jona räumt ein, dass das Camp kein pazifistisches sei. Die Teilnehmenden unterstützen den Freiheitskampf der kurdischen Separatisten in Rojava, die seit Frühling 2017 für eine autonome Verwaltung in Nord-Ost-Syrien kämpfen. Die Frage, ob das nicht ein Widerspruch ist auf einem Camp, das die Kriegsindustrie versenken möchte, macht ihn etwas ratlos.

Bei der Ukraine liege der Fall anders als bei Rojava, denn die Ukraine sei als Nationalstaat der Gefahr des Krieges in dem globalen Nationalstaatengebilde, in dem wir leben, ausgesetzt. In der Ukraine solle deshalb mehr mit Worten und Diplomatie, aber keinesfalls mit in Kiel hergestellten Waffen gekämpft werden.

Darüber, dass die Antifa Nord-Ost am Dienstag per Instagram dazu aufgerufen hat, Kalaschnikows nach Rojava zu schicken, kann Jona nur schmunzeln. ,,Wenn die Antifa die irgendwo aufgetrieben hat, warum dann nicht dorthin schicken?", fragt er. ,,Aber Kalaschnikows werden ja auch nicht in Deutschland hergestellt", sagt er und Rojava sei eben kein Spielball der Nato – im Gegensatz zur Ukraine.

Die Linke ist sich keineswegs einig bei dieser Bewertung. Am Samstagvormittag ist deshalb in Kiel eine Gegendemonstration geplant. ,,Gewaltfreiheit in einer gewaltvollen Welt funktioniert nicht", stellt ein alter Linker aus der ehemaligen Friedensbewegung fest. Er ist vom ,,stalinistisch autoritären Camp" schockiert. Wie solle ein Staat seine eigene Souveränität behaupten, wenn er ohne Handlungsspielraum von einem imperialistischen Angriffskrieg überrollt werde?

,,Wir als alte linke Menschen müssen zugeben, dass unsere Vorstellungen vor dem Februar 2022 heute als verklärt gelten müssen", sagt er. Am Samstag werden die Gegendemonstrant*innen jedenfalls ihre Wut, dass ,,linksradikaler Klassenkampf gutgeheißen und der Versuch eines, wenn auch aus linker Perspektive nicht perfekten Staates, sich zu verteidigen, diffamiert wird" auf die Straße tragen.


Aus: "Friedenscamp vor der Rüstungswerft" Fanny Schuster (6.9.2024)
Quelle: https://taz.de/Rheinmetall-entwaffnen-in-Kiel/!6031385/

QuoteCiro
Freitag, 10:38

Ich verstehe Radikalpazifismus nicht. Solange es noch mögliche und tatsächliche Aggressoren gibt, sind Waffen für Abschreckung und Verteidigung nötig.

Und die Ukraine soll sich der Vernichtung preisgeben... Klar ist Diplomatie wichtig, aber Putin interessiert das gerade nicht.


QuoteJim Hawkins
Freitag, 09:30

Oh Mann, da bedarf es schon einiger Gehirnakrobatik, den Kurden ihr Recht auf ein freies und selbstbestimmtes Leben einzuräumen und es den Ukrainerinnen und Ukrainiern zu versagen.

Wie würde dieser scharfsinnige Denker wohl den Kampf der Nationalstaaten USA, Frankreich, England und Sowjetunion gegen den Nationalstaat Nazi-Deutschland beurteilen?


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QuoteModeration taz- Freitag, 11:28

Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

Die Moderation


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Quote[...] Am heutigen Tag, dem 7.9.2024, fand die bundesweit organisierte Demonstration unter dem Motto »Gemeinsam gegen Kriegsprofiteure und Militarisierung« statt. Wir sind mit über 1.000 Teilnehmer*innen durch die Kieler Stadt gelaufen und haben durch Redebeiträge unsere Inhalte an die Anwohner*innen und Passant*innen gebracht. (...)

Unsere Demo endete an der Werft von Thyssen-Krupp Marine Systems. In dieser Werft werden U-Boote mit modernster Technologie gebaut, die unter anderem an Israel geliefert werden. Schon jetzt gibt es Aufträge für sechs weitere U-Boote. Mitten in Kiel wird also Rüstung gebaut, die aktiv den Kriegskurs der israelischen Regierung befeuert. »Unsere Beiträge drehten sich um die Themen antimilitaristischer Feminismus, die Verwicklungen der deutschen Kriegsindustrie weltweit und die Notwendigkeit zur internationalen Solidarität, sowie die Ursachen von Kriegen im Kapitalismus«, sagt Jonah Fischer vom Bündnis Rheinmetall entwaffnen.

Die Demo hatte einen vielfältigen, lauten und kämpferischen Ausdruck, wurde aber immer wieder durch von der Polizei begonnene Gewaltakte am Weitergehen gehindert. »Auf der Demonstration gab es immer wieder willkürliche Polizeigewalt und wahllose Festnahmen. Unter unwahren und fadenscheinigen Begründungen prügelte sich die Polizei durch die Menschen, wobei einige schwer verletzt wurden. Auch eine unbeteiligte Passantin fiel dieser Gewalt zum Opfer, die dann von unseren Sanitäter*innen versorgt wurde«, sagt Fiona Brinkmann, Sprecherin des Bündnisses Rheinmetall entwaffnen. (...)


Aus: "Ausgabe vom 09.09.2024, Seite 8 / Abgeschrieben: »Rheinmetall entwaffnen« beklagt Polizeigewalt gegen Demonstration in Kiel"
Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/483302.rheinmetall-entwaffnen-beklagt-polizeigewalt-gegen-demonstration-in-kiel.html

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